Wie Kuchl zu seinem Namen kam

Kuchl 1626 Kartendarstellung

Kuchl leitet seinen Namen vom keltolateinischen „cucullus“ - "Kapuze" ab und verweist damit auf den Kuchler Georgenberg, der weithin sichtbar aus der Talebene aufragt. Er stellt das ursprüngliche Siedlungsgebiet in Kuchl dar. - Die ersten Funde stammen hier aus der Steinzeit!  Bis ins 15. Jahrhundert wurde nicht nur der Ort, sondern auch die weitere Umgebung als "Kuchltal" bezeichnet.
Unser Ortsname wurde (neben Adnet) schon sehr früh eingedeutscht, nämlich im 7. oder 8. Jahrhundert, wie man an der Lautverschiebung von "g" zu "k/ch" gut erkennen kann. ("Für die weit größere Zahl romanischer Namen im Tennengau lässt sich hingegen auf Grund ihrer heutigen Aussprache sagen, dass ihre Eindeutschung nicht vor dem 11. Jh. erfolgte.") Interessant ist hier die "Gugelanalm" ("Cuculana alpis" - "Kuchler Alm" am Schmittenstein 1236 m), die im Gegensatz zu Kuchl nicht so zentral liegt - hier erfolgte keine An- und Inlautverschiebung (von "g" zu "k" und "ch"): In den größeren Orten im Tal dominierte die bairische/deutsche Sprache früher, während auf den Almen in der bäuerlichen Bevölkerung noch lange das Romanische vorherrschte. Namensgeschichtlich verwandt ist mit beiden Namen übrigens auch der "Guglhupf" der ebenfalls wie eine kleine Erhebung (eine "Kapuze" oder "Haube") aussieht.
Ein weiteres Kriterium für die frühe Eindeutschung liegt in der Betonung: in allen alten germanischen Sprachen lag die Wortbetonung auf der 1. Silbe (Stammsilbe). Entlehnungen in andere Sprachen folgten diesem Muster: Im Tennengau sieht man das nicht nur bei Kuchl, sondern auch beim Ortsnamen Adnet. (*Adanáde > Átanate "Ádnet", Cucúllis > Chúchil "Kuchl"). Bei Eindeutschungen nach ca. 1000 unterblieb die Akzentverschiebung auf die 1. Silbe: Die Römer betonten gerne zum Schluss: Garnéi, Gugelán, Torrén, Vigáun. (Damit ist die Betonung auf der letzten Silbe auch ein Anzeichen für einen romanischen Ortsnamen.)

Im Tennengau gibt es zahlreiche Tannen, aber seinen Namen verdankt er den - hier nicht mehr oft vorkommenden Tennen, also Dreschplätzen. "Die Bezeichnung taucht erst 1874 auf, damals noch mit „ä“ geschrieben - 1907 vom damaligen Landeshauptmann-Stellvertreter August Prinzinger als 'sachlich wie sprachlich unmögliche Form' abgelehnt. Dessen ungeachtet wurde Alt-Landeshauptmann Albert Schumacher zwei Jahre später als 'Ritter von Tännengau' in den erblichen Ritterstand erhoben.“ So gelesen in den Bezirksblättern vom 17.08.2018. Und wer sich fragt, was zuerst da war, das Gebirge oder der Gau - die Antwort lautet: das Tennengebirge. Es war Namensgeber für die Gegend nördlich des Gebirges, wahrscheinlich zuerst informell; offiziell wurde der Tennengau 1896 als eigener Bezirk vom Flachgau getrennt.

Der 2.522 Meter Hohe Göll verdankt diesen Namen wahrscheinlich seiner unbewachsenen Gipfelregion, die slawische Bewohner mit ihrem Wort „galu“ für „kahl“ bezeichneten. Auf der Dürrfeichtenalm gab es wohl einmal eine dürre Fichte. In der Kühschwalb wird vermutlich an die "Schwalbe" als Ende eines Strohdaches oder das Ende eines Brettes erinnert. Hierzu passt der steile Abhang am Fuß des Hohen Gölls und Rossfeldes.

Der Georgenberg ist nach der dem Heiligen Georg geweihten Kirche benannt, die auf diesem markanten Felshügel steht. Volkstümlich wurde er früher auch "Dirnbergl" (Dürnbergl) genannt. Am Südhang des Berges liegt das Astendörfl: Das althochdeutsche (ahd.) "ewist", "ouwist" bezeichnet einen Schafstall oder eine Schafweide. Das Dornachdörfl etwas weiter südlich hat seinen Namen vom mittelhochdeutschen (mhd.) "dorn", dem (Dornen-)Gestrüpp. Die Strubau leitet ihren Namen vom ahd. "strûb" (Stromschnelle, Klamm) ab. Sie ist damit namensgeschichtlich auch mit  der Gemeinde Strobl (am Wolfgangsee) verwandt. 

Die Salzach erinnert durch ihre Namensgebung an das "weiße Gold" aus Hallein, das jahrhundertelang für ein reiches Einkommen der Salzburger Erzbischöfe sorgte.
Verborgen ist die Taugl, nämlich vollständig, wenn der Fluss bei Trockenheit im Unterlauf vollständig versiegt. Kein Wunder also, dass das althochdeutsche „tougal“ für „verborgen“ und „geheim“ hier die Namenspatenschaft übernahm. Die Römerbrücke erinnert mit seinen Steinquadern an antike (römische) Brücken. Früher wurde sie auch "Teufelsbrücke" genannt, da man bezweifelte, dass sie von Menschenhand errichtet werden konnte. - Die Sage vom Teufel, der von der schlauen Müllerin überlistet wird, ist noch heute in Kuchl bekannt. 
Das "frei" in Freimoos steht für die Offenheit, den weiten Blick, den man hier hat. Die Speckleiten-Siedlung erinnert daran, dass der gleichnamige Hof in einer Niederung liegt (mhd. "spëcke" steht für eine feuchte Stelle im Feld).

... und hier noch die Kuchler Ortsteile:

  • Markt - Im Mittelalter erhielt der Ort das Recht einen oder mehrere (Vieh-)Märkte abzuhalten. 
  • Georgenberg - Der Bereich um den Georgenberg stellt eines der ersten Siedlungsgebiete in Kuchl dar. Der Name des Berges wurde auf die unmittelbare Umgebung übertragen.
  • Unterlangenberg - Als Langenberg bezeichnet man den langgezogenen Höhenrücken zwischen der Taugl und Strubau. Der im Tal gelegene "Unterlangenberg" stellt das Gegenstück zum höher gelegenen "Oberlangenberg" in St. Koloman dar. 
  • Jadorf - Das urslawische *jārā steht für Frühjahr/Sommer/große Hitze. "Dorf" ist hier wohl selbsterklärend. Ein ähnlicher Grund für eine Namensgebung liegt bei dem in unserer Gegend mehrfach vorkommenden "Sommerau" vor.
  • Moos - Der feuchte Boden war hier namensbegründend.
  • Garnei - Im Nonnberger Urbar von 1212/1312 wird das "guet auf der Gurney" bereits erwähnt: Die Lateinische "cornalis" (Kornelkirsche, auch Dirndlstrauch genannt) ist hier Namensgeber.
  • Weißenbach - So wie es (auch in Kuchl) einen "Schwarzbach" gibt, gibt es auch einen "Weißenbach" (nach dem mhd. "wîz" für "weiß"). Man überquert den Weißenbach, wenn man nach dem Sägewerk Züger in Richtung Golling unterwegs ist.
  • Gasteig - Hier wurde das mhd. "stîg" (Steig, Weg) bzw. mhd. "steige" (Steigung) mit dem mhd. "gaehe" (jäh, steil, im Dialekt sagt man auch "gach") verbunden. Der Name steht für eine markante Wegsteigung.
  • Kellau - Die Bezeichnung "Au(e)" für eine Uferlandschaft wurde mit dem mhd. "kël(e)" (Kehle, hier für einen Graben, ein spitz zulaufendes Tal) zusammengefügt. In diesem Ortsteil findet man auch den "Kellbauern". 

(primäre Quelle: Historisch-Etymologisches Lexikon der Salzburger Orstnamen (HELSON),
Band 2 (2017) von Ingo Reiffenstein)